„Das Böse“ war in diesem Jahr Thema eines von der Fachschaft Philosophie für die gesamte Oberstufe organisierten Gastvortrags in der Annakapelle des Gymnasiums Marienstatt. Wie bereits im letzten Jahr war auch dieses Mal der Philosophieprofessor Michael Bongardt von der Universität Siegen zu Gast.
Zunächst wurde unter Einbeziehung der Schülerschaft versucht, das Adjektiv „böse“ in Abgrenzung zu den Begriffen „schlecht“ und „falsch“ genauer zu fassen und die unterschiedliche Anwendung dieser Begriffe im Alltag zu entwirren. Im Anschluss wurde „das Böse“ in Anlehnung an ein Zitat des Apostels Paulus als eine fremde Macht vorgestellt, die den Menschen dazu verleite, Dinge zu tun, die er gar nicht zu tun beabsichtige bzw. sich fest vornehme, nicht wieder zu tun. Hier schloss Professor Bongardt an das Thema seines Vortrages aus dem letzten Schuljahr und die Frage nach unserer Willens- und Entscheidungsfreiheit an.
Zum Ende lenkte Michael Bongardt den Blick auf das grundsätzlich unterschiedliche Verständnis in den Religionen und Kulturen bezüglich ihres Verhältnisses zum Bösen. Hierbei kam er auf die Vorstellung eines Kampfes zwischen Gut und Böse, bei dem am Ende hoffentlich - gemäß der Auffassung des Christentums - das Gute siege, zu sprechen und gelangte dann zum dualistischen Prinzip des Yin und Yangs, in dem alle gegensätzlichen Kräfte als Teil des Lebens zu begreifen seien und die Aufgabe des Menschen darin bestehe, das Gleichgewicht zu finden.
In der sich anschließenden Diskussion der Schülerinnen und Schüler wurde deutlich, dass sich die meisten vor allem für Fragen einer objektiven Definition des Bösen interessierten und zu dem Schluss kamen, dass es diese Definition nicht gebe, sondern eben von Kultur und Weltanschauung abhängig sei. In jedem Fall wurde deutlich, dass „das Böse“ ein zu differenzierendes Thema ist, das zum Weiterdenken anregt.